Die Social Media – Falle

Heute lief mir ein „spannendes“ Thema über den Weg – spannend vermutlich für Frauen, weniger für Männer. Ich bin ja super gern in verschiedenen Gruppen und Foren unterwegs, in denen ich über die Jahre auf verschiedenen Wegen gelandet bin, manchmal weil ich selbst Rat suchte, manchmal weil ich das Gefühl hatte, etwas beitragen zu können oder mich da irgendetwas angetriggert hat und ich beschloss zu bleiben.

In einer dieser Gruppen gab es heute – mal wieder, muss man leider sagen – den Beitrag einer ratsuchenden Frau, deren Problem zu einem großen Teil darin bestand, dass ER, also der von ihr aktuell favorisierte Mann, immer wieder Fotos und Beiträge anderer Frauen mit einem Like versieht oder kommentiert. Okay, natürlich besteht ihr Problem zu einem großen Teil genau NICHT darin, sondern liegt ganz woanders. Das hat mich animiert, hier mal meine Gedanken zu teilen.

Ich muss sagen, ich kenne dieses Gefühl natürlich. Was hab ich mir schon den Kopf zerbrochen über solchartiges Tun eines Mannes. Aber ich wäre nicht ich, wenn es damit für mich erledigt wäre. Ich kann das nicht so leicht auf mir sitzen lassen, dass etwas mich schlecht fühlen lässt. Ich will einfach verstehen, warum das so ist und vor allem, was man dagegen tun kann. Und falls das ein Mann liest und denkt, die spinnt doch – willkommen im Kopf der Frauen 😉 es ist wirklich unglaublich, worüber so viele von uns herumhirnen und sich Gedanken machen.

Mittlerweile habe ich meine Theorie dazu entwickelt. Wenn ich wieder etwas Luft habe, werde ich mal recherchieren, was die Wissenschaft dazu sagt.

Aber im Grunde ist es ganz einfach, wenn auch erst einmal unwissenschaftlich:

Soziale Medien lassen uns wie niemals zuvor in Echtzeit virtuell an dem „Leben“ (genauer gesagt an dem virtuellen Leben) anderer Menschen teilhaben. Vor 20 Jahren bekam man es nicht so einfach aufs Butterbrot geschmiert, dass xyz das Foto einer mir fremden Frau gefällt. Aber ich behaupte, auch da gefielen Männern schon Fotos anderer Frauen. Sie haben aber den Like-Button nur in ihrem Kopf geklickt sozusagen. Durch soziale Medien wird quasi ein Teil dessen, was im Kopf des anderen abgeht, öffentlich sichtbar. Zumindest wenn man davon ausgeht, dass ein Klick auf „Gefällt mir“ auch gleichzusetzen ist mit dem Gedanken „Gefällt mir“. (Man kann sich an der Stelle ja selbst auch mal fragen, wann und weshalb man ein Foto mit einem Like markiert – hat das immer romantische Gründe und bedeutet ausnahmslos, dass wir auf jemanden stehen? In meinem Fall nicht. 😉 )

Frauen haben ja gern mal den ungesunden und auch total unnützlichen Drang, einem Mann in den Kopf hereinschauen zu wollen, und soziale Medien simulieren das für uns auf wunderbare Art und Weise. Aber siehe da, wir kommen gar nicht so gut damit zurecht, wenn wir erfahren oder glauben, was da in dem Kopf „offenbar“ so vor sich geht. Kein Wunder, dass mittlerweile viele Stimmen laut werden, die Social Media als Beziehungskiller sehen.

Aber direkt umprogrammieren sollten wir uns nicht deswegen, denke ich. Man ist eben wie man ist als Frau. Es ist jedoch hilfreich, sich darüber klar zu werden, WAS man da eigentlich für eine Gedankenkette kreiert und warum man sich schlecht fühlt.

Die Antworten auf den angesprochenen Post waren zu einem Großteil geprägt von „Der taugt nichts, weg mit ihm“, „er hat keinen Respekt“, „er steht einfach nicht auf dich“ usw. Klar, da könnte man jetzt einen Punkt setzen und weiterziehen. Bis das nächste Mal einer beim gefühlt falschen Bild den Like-Button klickt.

Ich glaube, viel wichtiger ist doch zu erkennen, dass man offensichtlich in sich noch eine Menge Selbstzweifel trägt und nicht daran glaubt, dass man super attraktiv so ist wie man ist. Und sobald die Saat gesät ist an Selbstzweifel, verliert man seine Ausstrahlung und wird tatsächlich am Ende unattraktiv für den preferred Guy – eine Art selbsterfüllende Prophezeihung.

Ich glaube, wirklich lösen werden wir das Dilemma in dieser Generation wohl nicht mehr. Es treibt uns Frauen einfach um. Die Interimslösung könnte darin bestehen, sich wirklich klar zu machen, dass der andere tut was er tut, ohne unbedingt ergründen zu müssen, WARUM das jetzt so ist und WAS es mit einem selbst zu tun haben könnte. In den meisten Fällen hat es gar nichts mit einem selbst zu tun. Hört das Ego zwar nicht so gern, ist aber so.

Und ich habe auch oft schon die Erfahrung gemacht, dass solcher Art Trigger auch nur dann entstehen, wenn man auch sonst nicht so genau weiß, woran man bei einem Mann ist. Warum sonst würde man sich Gedanken machen darüber, was er wo liket oder auch nicht? Es wäre doch im Idealfall schlicht irrelevant. Man sollte auch gaaaanz ehrlich mit sich sein, ob man die Information wirklich zufällig bekommt oder vielleicht – ein ganz kleines bisschen; -) – bewusst danach gesucht hat. Und wenn ja, warum?

Insofern trägt die Frage die Antwort also schon in sich – sprich: irgendwas ist nicht stimmig. Ein guter Weg ist tatsächlich zu lernen, sich mit seinen eigenen Gefühlen auseinanderzusetzen und limitierende Gedanken aufzulösen, die Selbstzweifel aufkommen lassen. Damit lenkt man auch automatisch den Fokus auf sich und weg von dem preferred Guy (gefällt mir grad, der Ausdruck) Denn im Grunde machen wir IMMER unsere Gefühle selbst und niemals der andere.

Wenn man das Gefühl auflöst, verliert auch der Handlungsimpuls seine Wirkung. Dann akzeptiert man einfach, was ist und muss weder Rätsel lösen (was will er, steht er auf mich oder nicht?) noch etwas TUN (korben, meckern etc.).

Vor Kurzem bin ich auf einen wirklich schönen Tipp gestoßen : der Mann führt, und ich als Frau folge nur, wenn es sich sicher anfühlt. Würde also bei dem Beispiel heißen, fühlt sich nicht gut an, gehe ich somit nicht weiter drauf ein. Wir Frauen bestimmen mit unserem Selbstwertgefühl und unserem Mindset die Qualität der männlichen Kontakte, die wir pflegen. Und wenn die Qualität bei „er liket irgendwas, das mir nicht passt“ ankommt, darf man seinen Anspruch an sich und an den Kontakt hinterfragen 😉

Warum über sowas ärgern, wo man doch genauso gut strahlend den nächsten bezaubern kann?

Ich denke, dass in dem eingangs erwähnten Beispiel der Mann tatsächlich nicht wirklich Mr. Right ist – man fängt ja mit solchen Gedanken an, wenn etwas nicht stimmig ist. Meist ist es einem nicht bewusst, man hat nur ein Bauchgefühl. Und der Verstand geht dann auf die Suche, um da irgendeine Logik hineinzubringen. Und wer sucht, der findet. IMMER.

Aber wenn man aufhören würde es unbedingt ergründen zu wollen, was das jetzt genau zu bedeuten hat, was er tut oder nicht, ist man frei 🙂 Auch dafür, dass es doch etwas werden könnte. Oder für jemand anderen. In jedem Fall entspannter 🙂

Also genießt ein entspanntes Wochenende 🙂


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